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Transformation-Blog

8. Dezember 2022

Fachartikel: Facilitation Power

Die komplexen Herausforderungen von heute können nicht mehr von Einzelpersonen im Alleingang bewältigt werden – es braucht kollektive Intelligenz und komplementäre Perspektiven. Diese kommen nicht einfach von sich aus zusammen – es braucht Moderation für das Zustandekommen von konstruktiven Lösungen.

1 Rahmenmodell der Zusammenarbeit

Das Rahmenmodell Zusammenarbeit ist analog den anderen Führungsmodellen aufgebaut und unterscheidet die drei Führungsbereiche:

  • Durchführung (Problemlösung): die Situation, in welcher ein Thema gemeinsam bearbeitet wird
  • Führung (Zusammenarbeit): die eigentliche Zusammenarbeit, in welcher die Bearbeitung des Themas geführt wird
  • Metaführung (Reflexion der Zusammenarbeit): die Reflexion der Führung der Zusammenarbeit

Alle drei Führungsbereiche können in den Farben Rot, Grün und Blau geführt werden.

2 Problemlösung

In der Theorie des Problemlösens (1972) von Newell und Simon wird der Mensch als Informationsverarbeitungssystem betrachtet, der mit dem Verstehens- sowie dem Suchprozess Probleme löst:

  • Im Verstehensprozess im Problemraum werden Ist- und Soll-Zustand bestimmt und die Elemente identifiziert, welche zur Änderung des Ist-Zustandes benötigt werden.
  • Der Suchprozess im Lösungsraum befasst sich mit der Erzeugung einer Lösung des Problems.
  • Im dritten Schritt wird die Methode im Handlungsraum angewendet.

Die drei Schritte Problemraum, Lösungsraum und Handlungsraum können folgendermassen charakterisiert werden:

3 Lernen auf mehreren Ebenen

Zusammenarbeit nennt man das gemeinsame Arbeiten an einer Problemlösung. Eine Gruppe ist ein soziales System, das sich selbst organisiert. Folgende strukturelle Voraussetzungen für Gruppenarbeit müssen durch die beteiligten Personen jeweils geregelt werden:

  • Energie: eine gemeinsame Aufgabe, für welche die Beteiligten Verantwortung übernehmen
  • Fluss: eine gemeinsame Aufgabe
  • Vertrauen: Kommunikation und Verständigung.

Weitere Faktoren, welche den Gruppenerfolg beeinflussen, sind Gruppengrösse, Personalkontinuität und die Qualifikation der Mitglieder.

Fragen und Erfolgsfaktoren für die Führung einer konstruktiven Zusammenarbeit

4 Reflexion der Zusammenarbeit

Reflexion bedeutet prüfendes und vergleichendes Nachdenken über sich selbst oder das eigene Verhalten. In der Systemtheorie Niklas Luhmanns bezeichnet Reflexion die Selbstreferenz sozialer Systeme, bei der das System seinen Operationen die Differenz von System und Umwelt zugrunde legt. Im Kern geht es um die Frage: «Was müssen wir an unseren typischen Verhaltens- und Denkweisen ändern, um den Zielzustand zu erreichen?»
Problematisch in der Reflexion ist der «blinde Fleck» – das sind die Teile des Selbst, die selbst nicht wahrgenommen werden. Eine Aussensicht hilft, blinde Flecken aufzudecken.

Eine effektive Reflexion durchläuft drei Schritte:

5 Moderation der Zusammenarbeit

Moderation kommt von lat. Moderare (= mässigen) und ist die Führung der Zusammenarbeit über alle drei Führungsbereiche Durchführung, Führung und Metaführung hinweg. Es werden zwei Stufen der Führung unterschieden, welche zu zwei Grundformen von Moderation führen:

  • Führung 1. Ordnung: Beobachtung und Steuerung der Problemlösung mit Zusammenarbeit (Problem ist Fokus) → Basismoderation
  • Führung 2. Ordnung: Beobachtung und Steuerung der Zusammenarbeit als Vehikel für die Problemlösung (Zusammenarbeit selbst ist im Fokus) → Entwicklungsmoderation.

Unterschiede von Basis- und Entwicklungsmoderation

6 Moderationsrolle

Moderieren ist eine äusserst anspruchsvolle Aufgabe, weil sie ein gleichzeitiges Navigieren auf verschiedenen Führungs- und Zusammenarbeitsebenen erfordert.

  • Ebene Ich (Selbstführung): 1 eigene Haltung steuern
  • Ebene Wir (Teamführung): 2 Reflexion steuern, 3 Zusammenarbeit steuern, 4 Inhaltserarbeitung steuern
  • Ebene Sache (Inhaltsführung): 5 Gesamtprozess der Inhaltsarbeit steuern

Zusätzlich ist auch ein flexibles Wechseln der drei Führungsfarben Rot-Grün-Blau nötig. Moderieren ist deshalb ein sehr gutes Führungstraining, weil es alle Facetten des Führens fördert und fordert.

Unterschiede von Basis- und Entwicklungsmoderation

Publikationen zum Thema «Moderation» aus dem Shop

Folgende Publikationen zum Thema Moderation sind erhältlich im Schmid-Shop:

Quellen und weiterführende Literatur

Betsch Tilmann, Funke Joachim, Plessner Henning (2011): Denken – Urteilen – Entscheiden – Problemlösen. Springer-Verlag, Heidelberg.
Beyerlein Michael M. (2002): Beyond Teams: Building the Collaborative Organization.
Bormann Hans-Werner, Benfer Marcus, Bormann Gabriela (2019): Change durch Co-Creation. Campus Verlag, Frankfurt.
Doyle Michael (1982): How to Make Meetings Works. Berkley Book, New York.
Dweck Carole (2006): Growth Mindset. Random House, New York.
Kaner Sam (2007): Facilitator’s Guide to Participatory Decision Making. Jossey-Bass, San Francisco.
Klein Sebastian & Hughes Ben: The Loop Approach. Campus, Frankfurt/New York.
Lewrick Michael, Link Patrick, Leifer Larry (2017): Das Design Thinking Playbook. Franz-Vahlen-Verlag,
München.
Parmentier Martin (2019): Haltung entscheidet. Vahlen, München.
Rosenberg Marschall B (2016): Gewaltfreie Kommunikation. Junfermann, Paderborn.
Schwarz Roger (2017): The Skilled Facilitator. 3rd Edition. John Wiley & Sons, New Jersey.
Strauch Barbara und Reijmer Annewiek (2018): Soziokratie. Vahlen Verlag, München.
Wilkinson Michael (2012): The Secrets of Facilitation. John Wiley & Sons, Inc, New York.